Influencer vs. KOL

Influencer – für manche das Unwort der letzten Jahre.

„Das ist der lächerlichste Job der Welt“, hörte ich letztens einen Bekannten sagen. Ich persönlich bin da anderer Meinung und sehe Influencer eher als eine Art von Medien. Nicht klassisch, aber schlägt man in Gablers Wirtschaftslexikon nach, findet man folgenden Eintrag:

Also Influencer als (noch) unterschätze Werbemacht, quasi. Natürlich gibt es diese Influencer nicht nur im Westen. In Asien, vor allem in China, heißen sie KOLs. Key Opinion Leader. Oft wird diskutiert, ob KOLs und Influencer dasselbe sind. Jain. Im Grunde genommen agieren Influencer ausschließlich online und üben ihren Einfluss auf soziale Medien aus. KOLs sind nicht nur an Kooperationsmarken gebunden, sondern jeder KOL ist Ansprechpartner für ein Fachgebiet und agiert sowohl online auf sozialen Plattformen als auch in traditionellen Medien. Das bedeutet, dass ein „richtiger“ KOL nicht Verträge mit einem Milchproduzenten und einem Modelabel gleichzeitig abschließen würde. Es gilt hier das Prinzip: Schuster, bleib bei deinen Leisten.

Demnach sind KOLs eher die modernen Verkäufer Chinas! Nehmen wir zum Beispiel Becky Li, Top-KOL in China, sie hat auf ihrem Kanal in weniger als fünf Minuten per Live-Streaming 100 Mini Cooper verkauft (weil sie die Farbe schön fand).  Doch wer ist diese Frau?

Becky Li war früher Journalistin und eröffnete 2014 ihr erstes WeChat-Konto. Heute beschäftigt sie über 100 Mitarbeiter, um fünf WeChat-Konten, zwei Bekleidungsmarken, eine E-Commerce-Plattform und einen neuen Online-Workshop für Frauen mit den Themen Schönheit, Finanzen und Zeitmanagement zu betreiben. Auf verschiedenen Plattformen hat sie über 20 Millionen Leser und Zuschauer.

Unterschieden werden die KOLs nach

  • Typus (Promis, Internet-Stars, Blogger etc.),
  • Sparte (Reisen, Luxusartikel, Beautyprodukte, Lifestyle, Unterhaltungselektronik, etc.),
  • der regionalen und sozialen Zusammensetzung ihrer Follower und
  • ihrer Reichweite

Da in China der Zugang zu Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram theoretisch unmöglich ist, verwenden KOLs Plattformen wie WeChat und Wēibó, den Social-Networking-Dienst Dòubàn (Forum für Filme, Musik und Buchkritiken) und die Videoplattform Dǒuyīn – im Westen als TikTok bekannt.

Also man sieht, der KOL-Markt in China ist – wie könnte es anders sein – viele Milliarden schwer. Für zahlreiche westliche Marken sind KOLs der Anknüpfungspunkt schlechthin um ihre Produkte im Land der Mitte bekanntzumachen, den Verkauf zu fördern und Kampagnen zu fahren!

Doch warum funktioniert das in China so gut?

Vertrauen, Reputation und direkte Kommunikation sind in China die wichtigsten Faktoren für eine Kaufentscheidung. Ist man sich unsicher, welches Produkt man kaufen soll, dann ist ein KOL „the person to-go-to“, um die richtige Entscheidung für ein Produkt zu treffen bzw. sich im Vorfeld Rat zu holen. All das Vergleichen, Empfehlungen lesen und Umhören, was andere zu einem Produkt sagen – all das bieten KOLs: Individuelle Beratungen, Interaktionen mit den KundInnen, indem sie auf Fragen reagieren, Empfehlungen der Community sowie Online Tests- und Produktvergleiche. Damit avancieren sie zu Produkt- und Markenbotschaftern. Und das ohne vor Ort im stationären Geschäft zu sein. Das spart Kunden eine Menge Zeit, macht endlose Produktvergleiche überflüssig und bietet zusätzlich einen hohen Unterhaltungsfaktor.

Harter Job

Es wird oft gesagt, dass nur 1 % der KOLs in China ein Vermögen verdienen, 4 % leben davon und 95 % müssen hungern.

Ein Blogger zu sein ist ein harter Job. Tägliches Live-Streaming von 3-8 Stunden kann selbst einen begeisterten Social-Media-Enthusiasten schnell erschöpfen. Dennoch versuchen jedes Jahr Hunderttausende von Kindern, Erwachsenen und sogar ältere Menschen aus dem ganzen Land ihr Glück, indem sie sich in die Reihen der Content-Schöpfer, Videomacher und Livesteamer einreihen. We groß die Konkurrenz ist, kann man durch dieses Video erahnen:

Nicht alle werden Erfolg haben, aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt!