Wer ist Ayayi?
Ayayi ist Influencerin aus China. Jedoch ohne Reisepass. Sie ist bildschön. Jedoch nicht wirklich, denn sie ist nicht echt.
Ayayi ist Chinas virtuelle Influencerin Nummer 1. Sie wurde 2021 von dem Technologieunternehmen Ranmai (燃麦科技) geboren. Virtuelle Influencer sind nichts Neues, aber Ayayi hat einen Realismusgrad, der alle überrascht hat. Durch das Spiel von Licht und Schatten auf dem Gesicht ist sie das dem Menschen am nächsten kommende Projekt, das bisher entwickelt wurde – ein metamenschlicher Influencer.
Warum dieser Aufwand, um einen so realistischen Avatar zu schaffen? Um zu verkaufen.
Ayayi wurde auf der chinesischen Plattform Xiaohongshu (小红书) im Mai diesen Jahres gelauncht. Ihr erstes hochgeladenes Video hatte fast 3 Mio. Views. Ihr Profil gewann in nur einer Nacht 40.000 Follower. Zu Beginn waren die Besucher hin- und hergerissen, ob Ayayi echt oder (ein weiterer) von der KI erschaffener Mensch ist. Das Unternehmen gab später eine Erklärung ab, in der es Ayayi als den ersten „Metamenschen“ (超写实数字人) des Landes vorstellte. Viele nationale und internationale Firmen wollten sofort Werbeverträge mit ihr abschließen und als erstes kam die französische Marke Guerlain zum Handkuss.
In den letzten Jahren sind in China virtuelle Idole noch einflussreicher geworden als echte Blogger.
Laut dem Bericht „Top Virtual Instagram Celebrities in 2019“ von HypeAuditor, einer Social-Media-Forschungsagentur, bevorzugen chinesische Netizens die Interaktion mit virtuellen Influencern. Die Interaktionsrate jedes Beitrags von virtuellen Influencern ist dreimal höher (!) als die von echten Bloggern.

Was also macht Ayayi und andere virtuelle Idole so beliebt?
Virtuelle Idole haben gegenüber ihren menschlichen Gegenstücken drei wesentliche Vorteile:
Sie können leicht ein gutes Image pflegen und gelten als „risikoarm“. Ein menschlicher Blogger kann in einen Skandal verwickelt werden, der seinen Wert als Influencer schmälern könnte. Virtuelle Idole hingegen sind (im wahrsten Sinne des Wortes) „aus dem Ei gepellt“.
Menschliche Influencer sind außerdem an einen anspruchsvollen Zeitplan gebunden, der nicht immer flexibel ist, während virtuelle Idole besser anpassbar sind.
Und schließlich hat dieses neue Zeitalter der digitalisierten Menschen den Nerv der jungen Verbraucher getroffen. Sie sind gut darin, über UGC (User-generated content, nutzergenerierte Inhalte) einzigartige Beziehungen zu ihren Fans aufzubauen. Diese Art der Interaktion ist stark und sie können dadurch im Allgemeinen viele treue Fans gewinnen.
Was sagt uns das? Immer mehr Unternehmen werden in Zukunft Meta-Menschen wie Ayayi als Markenbotschafter einsetzen, ob es uns gefällt oder nicht.