Visitenkarten (Teil 2) – mit beiden Händen oder mit einer, wie übergebe ich sie richtig?

In vielen China Business-Ratgebern wird davon gesprochen, dass man seine Visitenkarte mit beiden Händen übergeben soll. Woher kommt das?

Im alten China wurden wichtige Schriftstücke immer mit beiden Händen übergeben, um zu signalisieren, dass die Aufmerksamkeit zu 100% gegeben ist. Auch heute noch werden zum Beispiel Diplome bei Schulabschluss oder auch Geldbeträge oder Verträge in China mit zwei Händen überreicht.

Die Visitenkarte spielte vor allem bis 2012 eine große Rolle, da der Chinese in seiner Bescheidenheit in einem Erstgespräch selten seine Profession und Position erwähnen würde und somit seine Visitenkarte sein „Aushängeschild“ ist. All seine wichtigen Infos sind darauf vermerkt und somit gehörte sie zu einem, wie ein Körperteil. Wenn man keine eigene Visitenkarte hatte, dann wurde man schief angeschaut, denn man könne ja auch schlecht seinen linken Arm zu Hause vergessen.

Seit 2012 löst jedoch die chinesische App WeChat die Visitenkarte zunehmend ab. Das bedeutet jedoch für einen Europäer, der in China Geschäfte machen will, dass er WeChat auf seinem Handy installieren sollte. Will man das nicht, dann wäre eine Visitenkarte definitiv ein must have.

Zwei Hände – ja oder nein?

Die Visitenkarte muss nicht mehr unbedingt mit zwei Händen übergeben werden. Durch die Globalisierung haben immer mehr Chinesen mit Westlern zu tun und gesehen, dass die beidhändige Übergabe international scheinbar nicht bekannt ist. So habe ich schon Meetings erlebt, bei denen Visitenkarten an alle Anwesenden am Tisch „geschupft“ wurden. Ob beidhändig oder nicht, einige Punkte gibt es dennoch zu beachten:

  1. Beobachten Sie, wie Ihr chinesisches Gegenüber Ihnen seine Visitenkarte überreicht und orientieren Sie sich daran (= ahmen Sie nach).
  2. Übergeben Sie Ihre Visitenkarte immer so, dass Ihr Gegenüber die Schrift lesen kann, ohne die Karte drehen zu müssen. Nicken sie leicht bei der Übergabe (kein Verbeugen!).
  3. Wenn Sie eine Visitenkarte erhalten, sollten Sie sich bedanken und sie nicht gleich wegstecken (und schon gar nicht in die Gesäßtasche). Ein einfacher Trick ist drei Sekunden draufzuschauen und dann eine Frage zu stellen.

Sie denken sich, eine Frage zur Visitenkarte? Oh ja! Denn auch wenn Ihnen der Inhalt glasklar ist, zeigen Sie durch eine Frage an den „Austeiler“, dass Sie sich für ihn interessieren und nicht nur „Visitenkarten sammeln“.

Wie kann so eine Frage aussehen? Zum Beispiel: „Oh, Sie haben Offices in Peking und Shanghai?“ Oder: „0086 ist die Vorwahl von China, richtig?“ Oder: „Kann ich Sie eher per E-Mail oder per WeChat erreichen?“

Hier gilt generell: es gibt keine blöden Fragen, denn nicht der Inhalt der Frage ist wichtig, sondern dass Sie Interesse zeigen. Sie „dürfen“ auch fragen, welches der chinesischen Schriftzeichen denn der Familienname und welches der Vorname ist.

Aber Achtung!

Sie sollten niemals auf eine Visitenkarte Notizen hinzufügen und schon gar nicht mit einem roten Stift, da dies bedeuten würde, dass Sie die Karte korrigieren wollen. Im alten China wurden in dieser Farbe auch Abmahnungen geschrieben.

Wenn Sie Ihrem potentiellen Geschäftspartner etwas Gutes tun wollen, dann lassen Sie sich einen chinesischen Namen geben und drucken Ihre Visitenkarten vor Ihrem Chinaaufenthalt.
Mehr zu chinesischen Namen finden Sie hier.